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Liebe gut. Sex böse - Ehe und Scheidung im 19.Jahrhundert

 
 

Das Ende dieses Zeitalters liegt nur wenige Generationen von unserem Hier und Jetzt entfernt und doch präsentiert sich uns das 19. Jahrhundert als eine völlig andere Welt. Gerade im Bereich der Ehe gab es zwar rasante Fortschritte auf dem Weg in die Moderne, aber angekommen war man dort noch lange nicht.  Doch lesen Sie selbst: Von wahrer Liebe und geschlechtslosen Frauen.

Die Vorzeichen für den weiblichen Teil der Bevölkerung waren zunächst einmal nicht schlecht. Vonseiten der aufkommenden, bürgerlichen Frauenbewegung, aber auch von Sozialisten und von Vertretern der Romantik und des „Sturm und Drang“ wurde die „Versorgungsehe“, welche die Partnerwahl allein an ökonomischen Voraussetzungen festmachte, immer stärker kritisiert. Stattdessen wurden die Liebesehe und die freie Partnerwahl als Leitbild ins Spiel gebracht und zumindest jene Frauen, die es schafften sich über Arbeit ein Auskommen zu sichern, konnten diesen Traum von der Selbstbestimmung in Liebesdingen auch wahr machen. Eine solche Ehe bot Frauen auch die Möglichkeit, aus der Enge ihres Elternhauses zu fliehen.

Göttinnen am Herd

Doch dieser Wandel war nicht so vollkommen, wie die Romantiker dieser Zeit hoffen mochten. Das Finanzielle blieb in Ehefragen bestimmend. Viele Frauen konnten aus ökonomischen Gründen auch dann einen Heiratsantrag nicht ablehnen, wenn sie den entsprechenden Mann nicht liebten. Und Heiraten war im Grunde Pflicht. Die Hochzeit galt weiterhin als das wichtigste Ziel im Leben einer Frau. Man glaubte nicht, dass Frauen für ein Leben ohne männliche Führung geschaffen waren. Frauen, die ledig blieben, wurden oft sehr kritisch beäugt.

Auch der wirtschaftliche Wandel schlug nicht zu ihren Gunsten aus. Die Männer arbeiteten – im Zuge der Industrialisierung - nun meist außerhalb, während die Frau allein im Haus zurückblieb. In der Folge verfestigten sich die bestehenden Rollenklischees noch mehr. Zwar wurde die Frau als eine Art „Herrscherin von Heim und Herd“ betrachtet, aber damit wurde im Grunde nur ihre Rolle als Hausmütterchen, als „nicht-öffentlicher Mensch“ zementiert. Man erwartete von ihr, dass sie ihrem Gatten ein schönes Heim bereitete, in das er nach einem langen Arbeitstag gerne zurückkehrte. Aus dem öffentlichen Leben – in dem zuvor zumindest gebildete Frauen noch eine gewisse Rolle gespielt hatten – wurde sie mehr und mehr verdrängt. Und das, obwohl sie zum Beispiel in der 1848er Revolution noch eine wichtige politische Rolle gespielt hatten. Besonders im viktorianischen England machte sich aber auch ein seltsamer Gegensatz in der Betrachtung der Frau bemerkbar. Auf der einen Seite wurden Frauen zu geradezu engelsgleichen Wesen erhöht und idealisiert. Auf der anderen Seite wurden sie in der Realität unterdrückt und gegängelt.

Sitte statt Sex: Der geknechtete Engel

Im Mittelalter und auch noch in der frühen Neuzeit war die Frau gleichbedeutend mit der Sünde gewesen. Sie war in den Augen der Moralhüter die Verführerin, die Versuchung oder auch die lasterhafte Hexe. Aber immer wurde sie mit Sexualität in Verbindung gebracht. Nun aber wurde ihr diese Rolle, mitsamt ihrer Sexualität entzogen. Frauen wurden in der öffentlichen Wahrnehmung gänzlich entsexualisiert. Sie standen fortan – als fast schon androgyne Wesen – für Moral und Sittlichkeit. Und während ihre unterschiedlichen sozialen Rollen nur noch mehr betont wurden, traten die körperlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Hintergrund. Man ging sogar so weit, der Frau das Recht (oder die Fähigkeit) auf Lust an ihrer Sexualität abzusprechen. Eine gute Frau, so hieß es, lasse den Geschlechtsakt nur über sich ergehen. Sie hat nur Sex – obwohl es ihr nicht gefällt – um ihrem Mann eine Freude zu machen.

Darüber hinaus wurde von Ihr absolute Treue gefordert und sie mussten am besten auch jungfräulich in die Ehe gehen, wenn sie die Chance auf eine gute Partie haben wollten. Während die Frau auf diese Weise die Hüterin der Moral geben musste, wurde das vom Mann nicht erwartet. Er galt von Natur aus als unmoralisch. Deswegen wurden ihm außereheliche Aktivitäten zugestanden oder zumindest gebilligt. Hauptsache war, dass er seinen Ehebruch nicht zu offen vollzog. Das Austoben vor der Ehe galt für Männer ohnehin als gesund. Sie sollten sexuell erfahren in den Ehestand treten. Der Frau wurde im Austausch für ihre „verlorene“ Sexualität die keusche Liebe zu ihrem Mann und ihren Kindern ans Herz gelegt. Dieser asexuelle Status bewahrte Frauen aber nicht vor ehelichen Übergriffen. Ein Mann konnte seine Ehefrau jederzeit zum Sex und zum Kinderkriegen zwingen.

Auch sonst genossen Frauen wenig Rechte. Viele Berufe blieben ihnen nach wie vor verschlossen und ebenso die Universitäten. Außerdem konnte ihr Mann ihr ohne Weiteres die Kinder wegnehmen und woanders aufziehen lassen. Wenn ihr Mann starb, ging das Erbe an der Regel an männliche Verwandte. Und auch in vielen Hochzeitsschwüren jener Zeit mussten Frauen geloben, ihrem Mann zu dienen.

Die Ehe: Liebe, doch keine Gleichheit

Trotzdem kam es im Bereich der Ehe zu einem Paradigmenwechsel. Die bisher vorherrschende Vernunftehe wurde erstmals infrage gestellt. War man bisher noch der Auffassung, dass eheliche Liebe im schlimmsten Fall Unglück brachte und im besten Fall nur eine gebotene Pflicht war, sah man in ihr nun die Fortsetzung einer Liebe, die schon vor der Ehe bestanden hatte. Dieses Ideal der romantischen Liebe wurde erstmals im Jahre 1799 in Friedrich Schlegels Roman „Lucinde“ erwähnt.

„Du hast durch mich die Unendlichkeit des menschlichen Geistes kennen gelernt, und ich habe durch dich die Ehe und das Leben begriffen, und die Herrlichkeit aller Dinge.“ (Friedrich Schlegel - Lucinde)

Dies war der Startschuss für ein neues Eheideal, das nicht auf Pflicht,  sondern auf Sinnlichkeit, Zuneigung, Erotik und Leidenschaft basierte: Die Liebesehe. Getragen wurde die neue Idee vor allem vom Bürgertum.  Sie rückte aber nicht nur die Gefühlsbeziehung zwischen Mann und Frau in den Vordergrund, sondern auch zwischen Eltern und Kindern. Vor allem die Mutterliebe bekam nun größere Bedeutung. Doch auch wenn die Gefühle jetzt ein Wörtchen mitzureden hatten, wurde eine beständige und mit Vernunft gepaarte Liebe in der Ehe lieber gesehen als stürmische und blinde Leidenschaft.

Der Liebesehe gelang es dabei ziemlich schnell, sich von einer Idee einiger Autoren zu einem allgemeinen Ideal zu entwickeln.  Vor allem Heimarbeiter – die mit ihren Frauen Seite an Seite arbeiteten – aber auch viele Lohnarbeiter (trotz großer Armut und den damit verbundenen Konflikten) suchten ihre Partnerinnen vor allem nach emotionalen und sexuellen Kriterien aus. Bis sich das neue Leitbild aber in der Realität des Lebens aller sozialen Schichten niederschlug, sollte es noch bis zum Ende des Jahrhunderts dauern.

Denn dem Ideal der romantischen Liebe stand – vor allem durch die aufkommende Massenarmut Mitte des 19. Jahrhunderts – eine harte ökonomische Realität gegenüber, die dafür sorgte, dass noch bis Ende des Jahrhunderts oft Sachlichkeit und wirtschaftliches Kalkül eine ebenso große Rolle in der Ehe spielte, wie die Liebe. Oft wurde auch mehr von Liebe geredet, als das sie praktiziert wurde.

Und die Liebe in der Ehe brach auch nicht die Macht des Patriarchats. Männer gaben weiterhin den Ton in der Ehe an. Und nur ihnen war es möglich, durch eine Heirat sozial aufzusteigen. Allerdings gab es in Deutschland gegen Ende des Jahrhunderts eine weitere wichtige Neuerung in Ehefragen, die nicht direkt mit der Liebesehe zu tun hatte. Im Jahre 1875 wurde erstmals deutschlandweit die gesetzliche Zivilehe eingeführt, die fortan auch beispielsweise interkonfessionelle Ehen möglich machte.

Jenseits der Ehe

Neben der klassischen Ehe sorgten Massenarmut, Heiratsbeschränkungen, berufliche Mobilität, schwindende soziale Kontrolle und teilweise auch freie Entscheidung für einen gewissen Prozentsatz an „Wilden Ehen“, bei denen die Partner sogar einen getrennten Wohnsitz behielten. Eine „Wilde Ehe“ konnte aber nicht die soziale Akzeptanz einer regulären Verbindung erreichen und war meistens aus der Not geboren.

Für Frauen blieb die Scheidung oft ein Wunschtraum und war nur sehr selten zu erreichen. Während die Untreue einer Frau dem Mann in jedem Fall eine Scheidung ermöglichte und für den Mann – vor allem aber für die Frau selbst – zu Ansehensverlust und dem Ausschluss aus der ehrbaren Gesellschaft führte, war der Seitensprung eines Mannes kein hinreichender Grund für eine Scheidung. Und auch sonst gab es wenig gangbare Alternativen für Frauen, die mit ihren Männern nicht mehr glücklich waren. Bis weit hinein ins 19. Jahrhundert konnten jene Frauen, die anstelle einer Scheidung ihr Heil in der Flucht suchten, oft sogar von der Polizei zu ihrem Mann zurückgebracht werden.

Etwas besser – zumindest in puncto Scheidung – hatten es Frauen im Deutschen Kaiserreich. Nach dem „Preußischen Allgemeinen Landrecht“ von 1794 war ihnen die Scheidung einer kinderlosen Ehe ohne nachteilige Konsequenzen möglich. Allerdings mussten auch hier beide Partner zustimmen.

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