Familientherapie bei Scheidung
Eine Therapie kann der gesamten Familie dabei helfen, bestehende psychische oder emotionale Probleme zu verarbeiten und Strategien zu erlernen, um weitere Krisen zu vermeiden bzw. besser zu bewältigen. Im Unterschied zur Paartherapie bzw. Paarberatung geht es darum, die familiäre Situation insgesamt zu entschärfen. Schließlich wirken sich Beziehungskrisen der Eltern oftmals auch auf die gemeinsamen Kinder aus, die unter Streit, Trennung und Scheidung sehr leiden können. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wann eine Therapie sinnvoll sein kann und was Sie erwartet.
Kurze Zusammenfassung
- Die Familientherapie kann dabei helfen, familiäre Konflikte aufzuarbeiten und Lösungsstrategien zu erlernen.
- Probleme, die scheinbar von einer Einzelperson ausgehen, können oftmals auf größere unterschwellige Konflikte innerhalb der gesamten Familie zurückgeführt werden.
- Die gezielte Beratung kann zu einer einvernehmlichen Trennung und Scheidung verhelfen und sowohl das Leben während des Scheidungsverfahren als auch beim Neubeginn erleichtern.
Praktische Tipps für Sie
Tipp 1: Passendes Angebot wählen
Es gibt verschiedene Angebote, zwischen denen Sie die passende Therapie für Ihre Situation wählen können. So sind manche Beratungsstellen auf mehrsprachige Familien, eine bestimmte Religion oder weitere Besonderheiten spezialisiert.
Tipp 2: Kostenlose Beratung in Anspruch nehmen
Einige Angebote von freien, öffentlichen oder religiösen Trägern sind kostenlos, sodass Sie auch Hilfe erhalten, wenn Sie die Therapie nicht alleine finanzieren können.
Tipp 3: Gemeinsam einen Weg aus der Krise finden
Egal an welchem Punkt in Ihrer Beziehung Sie sich befinden - Ehe, Trennung, Scheidung - als Eltern bleiben Sie auch geschieden weiterhin miteinander verbunden, sodass es immer sinnvoll ist, an einer guten Kommunikation und einem harmonischen Umgang zu arbeiten. Daher sollten Sie zusammen an einer Lösung arbeiten anstatt einander zu bekämpfen.
Gründe für eine Familientherapie
Jeder Mensch kann in seinem Leben eine derart schwierige und belastende Phase durchleben, dass er auf weitere Hilfe angewiesen ist. Ziel der Therapie ist es, Entscheidungen in Streitfragen herbeizuführen, Kommunikationsprobleme zu lösen, sowie psychische und emotionale Belastungen zu behandeln. Sie kann auch dabei helfen, sich für das Leben nach der Trennung neu zu orientieren. Im Kern geht es darum, Beziehungs- und Konfliktlösungsmuster zu erschließen und passende Strategien zu erlernen, um bestehende Probleme zu lösen und langfristig die Wiederholung von schädlichen Verhaltensmustern zu vermeiden. Wiederholungen der aktuellen Probleme sollen möglichst verhindert werden, sodass diese Muster nicht in neue Partnerschaften bzw. in die nächste Generation getragen werden.
Gut zu wissen:
Der Erfolg der Therapie hängt entscheidend davon ab, dass alle Familienmitglieder, die teilnehmen sollen, auch dazu bereit sind und ggf. an sich arbeiten möchten. Unter Druck oder Zwang werden Sie kaum nachhaltige Ergebnisse erzielen und riskieren, weiteren Streit zu erzeugen oder Probleme gar zu verschärfen.
Streit zwischen den Eltern
Kommt es in der Familie zu Eheproblemen zwischen den Eltern, wirkt sich das oftmals auf alle aus, sodass auch die Kinder belastet werden. Sowohl während der Trennungs- und Scheidungsphase als auch in der Zeit nach der rechtskräftigen Scheidung, stehen Eltern und Kinder vor einigen Herausforderungen. Sie müssen sich mit dem anderen Elternteil nicht nur einigen, wie Sie das Scheidungsverfahren abwickeln möchten und die rechtlichen Folgen klären, sondern auch als Eltern weiterhin gemeinsam für Ihr Kind bzw. Ihre Kinder da sein. In der Regel besteht das gemeinsame Sorgerecht weiter fort, sodass Sie in elterlichen Pflichten und Rechten noch als Partner zusammenarbeiten müssen.
Streit innerhalb der Familie
Probleme zwischen den Eltern oder anderen Familienmitgliedern können sich auf die gesamte Familie ausweiten. In diesen Fällen ist eine Familienberatung bzw. eine systemische Familientherapie ebenfalls sinnvoll. Eine neutrale dritte Person kann dabei helfen, einen Überblick zu gewinnen und den richtigen Rahmen für die Problemlösung zu schaffen. Gerade wenn mehrere Menschen beteiligt sind, kann ein komplexes Netz an Schuldzuweisungen und kleineren Streitigkeiten entstehen, die ein konstruktives Gespräch geradezu unmöglich machen.
Trennung und Scheidung verarbeiten
Eine Therapie ist auch hilfreich, wenn es nicht um Streit geht, sondern wenn Symptome von Depression oder anderen psychischen Problemen erkannt werden. Trennung und Scheidung bedeuten Umbruch für alle Familienmitglieder. Dieser ist oftmals mit starken Gefühlen wie Angst, Verwirrung, Scham, Schuld, Wut, Trauer bis hin zu Aggressivität verbunden. Diese können sowohl bei den Eltern, als auch bei den Kindern und Jugendlichen auftreten. Kinder suchen womöglich die Schuld sogar bei sich selber, fühlen sich verloren oder von Mutter bzw. Vater allein gelassen und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Hier kann je nach Einzelfall eine Psychotherapie für das betroffene Kind oder eine Kombination von Psychotherapie und Familienberatung weiterhelfen. Lassen Sie sich am besten individuell beraten und beziehen Sie auch Ihr Kind mit ein, womit es sich wohlfühlen würde.
Einvernehmliche Trennung und Scheidung
Die Familientherapeutin bzw. der Familientherapeut kann mit der Vermittlung von Konfliktlösungsstrategien auch dazu beitragen, dass Ihnen die einvernehmliche Scheidung gelingt. Um alle rechtlichen Folgen wie Zugewinn- und Versorgungsausgleich, Unterhaltsansprüche, sowie das Sorge- und Umgangsrecht zu regeln, müssen Sie konstruktiv verhandeln können. Stehen noch Streitigkeiten im Raum oder sind Sie auf Streit aus, wird Ihnen dies kaum gelingen. Daher ist die Familientherapie auch ein Mittel, um eine streitige Scheidung zu vermeiden.
Expertentipp:
Geht es um konkrete rechtliche Regelungen und weniger um Emotionales, können Sie eine Mediation in Erwägung ziehen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine kostenlose Rechtsberatung. Es geht vielmehr darum, selbstständig unter Anleitung eine faire Lösung zu erarbeiten.
Wie läuft eine Familientherapie ab?
Der genaue Ablauf orientiert sich an Ihren Bedürfnissen und individuellem Bedarf. Zu Beginn werden Sie den Rahmen für die Therapie feststecken und den momentanen Stand ermitteln. Sie können alle Fragen klären, die Sie haben und Erwartungen äußern. Jedes Familienmitglied kommt zu Wort und Ihre Familientherapeutin bzw. Ihr Familientherapeut wird Ihnen erklären, was Sie erwartet und welche Verhaltensregeln es gibt.
Gut zu wissen:
Wie auch Ärzte und Anwälte, stehen Familienberater und -therapeuten unter Schweigepflicht und müssen Ihre Sache vertraulich behandeln. Sie müssen sich also keine Sorgen darüber machen, dass andere von Ihren Problemen erfahren.
Welche verschiedenen Angebote gibt es?
Je nach Wunsch und Bedarf stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung. Es gibt auch viele kostenfreie Angebote von freien, öffentlichen oder religiösen Trägern. Am besten informieren Sie sich über die Angebote in Ihrer Nähe. Zudem sind einige Beratungsstellen spezialisiert und können auf besondere Bedürfnisse eingehen. Eine Spezialisierung kann etwa in diesen Bereichen bestehen:
- Sprache: Gerade bei binationalen Paaren oder multilingualen Familien kann es hilfreich sein, wenn die Therapie nicht nur auf Deutsch, sondern in einer anderen Sprache oder ggf. mehrsprachig durchgeführt werden kann. Schließlich kann es besonders schwierig sein, über höchstpersönliche Themen in einer Fremdsprache zu reden.
- Religion: Wenn Sie in Ihrer Familie eine bestimmte Religion praktizieren oder eine interreligiöse Familie sind, kann es sinnvoll sein, wenn Sie Ihren Glauben in die Therapie mit einbeziehen können und Ihre Therapeutin bzw. Ihr Therapeut entsprechende Kenntnisse hat.
- Fachbereich: Je nach Art des Konflikts, den Sie aufarbeiten möchten, kann es sinnvoll sein, wenn die Therapeutin bzw. der Therapeut aus einem bestimmten Fachbereich kommt, wie etwa der Pädagogie, Sozialarbeit oder Psychologie.
Ziel eines Konfliktes oder einer Auseinandersetzung soll nicht der Sieg, sondern der Fortschritt sein.
Ausblick
Werden Sie aktiv, sobald Sie merken, dass es Probleme innerhalb der Familie gibt und sprechen Sie das Thema offen und konstruktiv an. Machen Sie deutlich, dass Sie zusammen eine Lösung finden können und schieben Sie die Schuld nicht einem Familienmitglied zu. Sehen Sie die Therapie als Unterstützung und Chance auf ein besseres Familienleben.
Autor: iurFRIEND-Redaktion
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