Bilderbuch: Was tun Immo-Gutachter?

„Meine Eltern sind Immobiliengutachter“ im Gespräch

zuletzt aktualisiert am: 28.05.2025

Wenn sich Ehepaare im Rahmen einer Scheidung darauf einigen, ihr gemeinsames Haus zu verkaufen, wird häufig ein Gutachten eingeholt, um den Marktwert der Immobilie zu bestimmen. In solchen Fällen kommt ein:e Immobiliengutachter:in ins Spiel. Und dieser Beruf geht noch weit über den Berührungspunkt hinaus, den er mit der Scheidungsbranche hat. – was gibt es dazu zu wissen? Um gerade Kindern auf anschauliche und liebevolle Weise zu zeigen, was Immobiliengutachter eigentlich tun, haben die Zertifizierungsstelle HypZert und der Softwareanbieter on-geo gemeinsam ein Bilderbuch herausgebracht: „Meine Eltern sind Immobiliengutachter“ – ein Projekt, das Berufswissen mit kindgerechter Aufbereitung verbindet.

Kurze Zusammenfassung

Charly ist ein Kind, das in die Grundschule geht – voller Freude erzählt es seiner Klasse nach den Ferien, wie es seine Eltern eine ganze Woche lang bei ihrer Arbeit als Immobiliengutachter auf Schritt und Tritt verfolgen durfte. Seine Schilderungen der Aufgaben des Vaters, einem klassischen Gutachter, und denen der Mutter, jene bei einer Immobilienbank tätig ist, werden dem Leser durch liebevolle Illustrationen des Zeichners Alexander von Knorre anschaulich gemacht.

 

So berichtet Charly zunächst von der gemeinsamen Begehung zahlreicher Gewerbeimmobilien wie Hotels, Supermärkte und Lagerhallen, und dass Charlys Mutter mit ihrem Bankenbackground auch immer ein Auge auf Finanzierung und Baufortschritt der Immobilien hat. Charlys Vater ist an anderer Stelle zu beobachten, wie er einer Familie die Bewertung ihres Zuhauses erörtert, als es wegen einer Scheidung zum Verkauf kommt.

 

Ganz besonders interessiert Charly, was seine Eltern selbst an ihrem Beruf fasziniert. Ihre Antwort?Nicht nur, dass der Beruf durch neueste Technik immer moderner wird – er wird auch immer grüner. So schätzt Charlys Mutter Häuser in ihrem Wert höher ein, wenn ihre Dächer mit Solaranlagen ausgestattet sind. Ebenfalls berücksichtigen beide Eltern dabei aber auch, dass Käufern eine Immobilie mehr wert ist, wenn ein Spielplatz drumherum steht und/oder es ausreichend Platz zum Parken von Lastenfahrrädern gibt.

 

Wobei das noch lange nicht alle Aspekte des Buchs berührt – für mehr lesen Sie das Buch gerne selbst weiter...

Wie fühlt man sich, wenn man das Buch zuklappt?

Man ist ganz schön baff, was sich hinter den Fassaden (Wortspiel im Buch: „Schau hinter die Fassade…“) der Berufspraxis der Immobiliengutachter alles verbirgt. Dadurch, dass die Eltern von Charly nicht exakt die selben Positionen in der Branche innehaben, erweitert sich das Spektrum ihrer Aufgaben sehr glaubwürdig.

 

Die Erzählung ist von der Abfolge der Ereignisse logisch aufgebaut – es gibt zwar Sprünge, in denen Charly etwas mehr Hintergrundwissen vermittelt, aber nicht überhand. Als Charly vor die Klasse tritt, um seinen Vortrag zu beginnen, fühlt man sich als erwachsener Leser in die eigene Schulzeit zurückversetzt: Aufgeregt, weil man alles so erzählen möchte wie geplant, aber auch gespannt darauf, was die anderen Schüler erzählen werden.

Warum Sie dieses Buch Ihren Kindern vorlesen sollten

„Meine Eltern sind Immobiliengutachter“ nimmt Kinder auf den nur 23 Seiten des Bilderbuchs erstaunlich gut in die heutige Arbeitswelt mit und macht dabei typisch gewordene Gesellschaftsphänomene sichtbar. Alles, ohne zu sehr aufs Tempo zu drücken, wohlgemerkt.

 

In und zwischen den Zeilen erfahren Leser, die so jung wie Charly sind oder noch jünger, viel über mögliche Jobumstände unserer heutigen Zeit. Dass Charly eine Woche Hospitant bei seinen Eltern gewesen ist, mag einem Wunsch des Kindes nachgekommen sein – es war vielleicht aber auch schlichtweg nicht anders möglich, da selbst nichtgetrennte Eltern und trotz der Unterstützung von Oma und Opa mit weniger Urlaub auskommen müssen, als die Schule Ferien gibt.

 

Auf der anderen Seite ist Charlys Vater in der Woche öfters zuhause und übernimmt die Care-Arbeit der Familie („Charly liebt es, wenn Papa zu Hause arbeitet, denn dann gibt es den besten Wurstgulasch mit Spirelli“). Dieser Trend hat sich seit Corona sicher verstärkt, auch wenn beide Eltern wegen Fortbildungen Charly andererseits auch mal gänzlich bei den Großeltern lassen müssen. Kinder werden auf etwaige Parallel bei sich daheim gut vorbereitet.

 

Apropos Großeltern – Charlys Opa war ebenfalls Gutachter, was in einer witzigen Szene erwähnt wird. Die Autoren vergleichen in der Folge, wie sich die Technologie in der Branche gewandelt hat, und wie Robotik und KI darin Einzug halten. Es ist ein Trend, der sich nicht zurückdrehen lässt, und der selbstredend auch in der Scheidungsbranche auf dem Vormarsch ist. Kinder sind mitunter schon an diese Dinge gewohnt; daran, dass zu KI einfach immer auch mindestens 1 Satz fällt, und würden es vielleicht sogar vermissen, wenn er fehlen würde. Genauso wie übrigens auch die Aspekte zum CO2-Ausgleich, die im Buch ebenfalls Raum bekommen.

Interview mit Co-Autor Ron Hess von on geo

Spielerisch, unterhaltsam, ohne mahnende Zeigefinger – mit „Meine Eltern sind Immobiliengutachter“ ist on geo und HypZert ein toller Erfolg gelungen, der gleichzeitig auch eine Lücke im bisherigen Markt füllt. Umgesetzt haben die Idee die Autor:innen Tanja Reiss (HypZert) und Ron Hess (on geo). Wir konnten Ron Hess ein paar Fragen zum Projekt stellen.

 

1) Lieber Herr Hess, Sie arbeiten für das Unternehmen on-geo mit Sitz in Erfurt. Wie sind Sie mit der Immobilienwirtschaft verbunden?


Hallo liebes iurFRIEND-Team, und vielen Dank für die Möglichkeit, unser Buch bei Ihnen vorzustellen! Die on-geo GmbH entwickelt Softwarelösungen für die Immobilienbewertung und die Baufinanzierung. Gutachter, Notare, Banken, Versicherer und andere können dank unserer Softwareprodukte und der Anbindung an unser Datenportal geoport den Markt- und Beleihungswert einzelner Immobilien oder ganzer Portfolios zuverlässig ermitteln. Das spart viele Gänge und Informationssuchen aus unterschiedlichen Quellen. 

 

2) Sie selbst sind ja hauptberuflich gar kein Kinderbuchautor - wie entstand dann dieses Buch?


Ich bin bei on-geo aufgrund von über 18 Jahren Tätigkeit so etwas wie der „Außenminister“, der das Unternehmen bei den unterschiedlichsten Panels und Zusammenkünften repräsentiert. In einer Fragerunde mochte die Süddeutsche Zeitung einmal wissen, welches alternative Medienformat in unserer Branche denn eigentlich noch kaum genutzt wird. Und da ich selbst mittlerweile Kinder habe, fielen mir „Bilderbücher“ ein – auch, weil man bei der Vermittlung dieser Themen ganz weit vorne schon anfangen muss. Darauf war ich fortan so festgenagelt, dass ich davon nicht wieder loskam, und auch nicht davon loskommen wollte!

 

3) Sind von Ihrer Seite aus bereits Nachfolgewerke geplant?


Wir möchten diese Bücher gerne als Serie von 5 Folgen auflegen, und haben auch schon konkrete Ideen, welche Berufe wir als nächste vorstellen können. Die ganze Sache soll unter dem Namen „immo-mini“ bekannt werden, und dazu aber ein ehrenamtliches Projekt bleiben – das heißt, die Bücher werden Stand jetzt kostenlos ausgelegt. Es ist Teil einer Mission, vielen Menschen die von manchem Vorurteil versehene Branche der Immobilienwirtschaft näher zu bringen. Neben dem für Erwachsene konzipierten Podcast „Zur Immobilienwirtschaft“ und dem Langzeitprojekt „30 Praktika“ (Kolumne auf immobilienmanager.de) hoffen wir, mit den Büchern besonders die Jüngsten unter uns zu erreichen.

 

Vielen Dank, Herr Hess, für dieses Interview. 

 

Kleines Fazit: Die Chancen stehen gewiss nicht schlecht, dass Jung und Alt auf diese Weise ihre anfängliche Skepsis vor diesem Beruf ablegen. Charlys Vater im Buch sucht übrigens ungeachtet dessen jederzeit nach Auszubildenden, und wird in Deutschland damit nicht alleine sein. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Nachfolgebände.

 

Quellen:

  • Eigene Recherche
  • Telefoninterview mit Ron Hess
  • Webseite on-geo.de
  • Podcast-Empfehlung: „Zur Immobilienwirtschaft“ auf Spotify