Gilt Nettigkeit als Scheidungsgrund?
Hört sich zunächst unmöglich und nicht nachvollziehbar an? Doch genau aus diesem Grund reichte eine Frau aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vor einem Scharia Gericht die Scheidung ein. Sie fühle sich von der Liebe und der Zuneigung ihres Mannes in die Ecke gedrängt und sehne sich nach einer Auseinandersetzung oder einer Diskussion. Der Ehemann kann diese Entscheidung nicht verstehen und erwidert die Vorwürfe seiner Frau mit der Aussage: „Ich will doch nur ein guter Ehemann sein“. Auf Bitte des Ehemannes und um den beiden Partnern die Möglichkeit zu geben, sich nochmals mit ihrer Ehe auseinander zu setzen, hat das Gericht die Entscheidung des Falles vorerst aufgeschoben.
Was sagt die Öffentlichkeit zu diesem Scheidungsfall?
Diese Entscheidung wurde von der Khaleej Times auf deren Twitter Account gepostet und führte zu gemischten Reaktionen der User. Die Mehrheit kann in diesem Zusammenhang die Begründung der Ehefrau nicht nachvollziehen und ist der Überzeugung, sie nutze diese nur als Vorwand für ihren wahren Trennungsgrund. Andere hingegen versuchen sich die Einstellung der Frau mit den sozialen und religiösen Gegebenheiten in den arabischen Ländern zu erklären. Sie sehne sich anscheinend nach einem Ehemann und einer Ehe, die dem Bild der Gesellschaft gerecht werden.
Kommunikation ist nicht gleich Kommunikation
Unabhängig von den wahren Beweggründen für die Scheidung führt dieser Vorfall durchaus zu der Frage, was in einer Beziehung mit der „richtigen Kommunikation“ gemeint ist. Wie kann es sein, dass Zustimmung und Nachgiebigkeit zu Frustration führen können?
Dass Auseinandersetzungen und Diskussionen in einer Beziehung zur Trennung oder sogar zur Scheidung führen, muss nicht zwingend der Fall sein. Streit und der damit zusammenhängende Austausch verschiedener Werte und Vorstellungen tragen dazu bei, dass wir uns besser kennenlernen und man sich selbst als Person weiterentwickelt. Durch diese Konfrontationen erfahren wir von neuen Facetten des Gegenübers und wie man am besten mit diesen Konfrontationen umgehen soll. Das Verständnis füreinander wird gefördert.
Fehlt diese durchaus notwendige Grundlage der guten Kommunikation in einer Beziehung, können alle noch so gut gemeinten Gesten als Ausweichmanöver gesehen werden, um tiefgründige Gespräche zu meiden. Der Mangel an Weiterentwicklung und das Fehlen konstruktiven Engagements führen zu Frustrationen.
Was kann man tun, damit die Kommunikation gelingt?
Was genau unter einer guten Kommunikation zu verstehen ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da diverse, vom Individuum abhängige Faktoren einen Einfluss auf eine erfolgreiche Kommunikation haben. Ein Aspekt, den man hierbei jedoch nicht außer Acht lassen sollte ist, dass wie Paul Watzlawick in seiner Theorie zur Kommunikation bereits erwähnte, man nicht nicht kommunizieren kann. Jede Handlung, egal ob in verbaler (sprachlicher) oder in non-verbaler (körperlicher) Form, hat Auswirkungen auf die Auffassung des Gegenübers. Achten Sie doch beim nächsten Gespräch mit Ihrem Partner mal darauf, wie Sie miteinander kommunizieren. Und falls sich Ihre Unterhaltung zu einem handfesten Ehestreit entwickeln sollte, denken Sie immer daran, dass sich ein gewisser Grad an Austausch und Diskussion auch positiv auf Ihre Beziehung auswirken kann.