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Von Scheidung geträumt – Interview mit Traumforscher Michael Schredl

 
 

Haben Sie in letzter Zeit davon geträumt, verlassen zu werden? Oder dass Ihre Scheidung kurz bevorsteht? Wenn Sie diese nächtlichen Vorgänge nicht einordnen können, sind Sie nicht alleine. Partner - und Ex-Partner – stellen einige der häufigsten Figuren menschlicher Träume dar. Was wir aus unseren Bildern im Schlaf lernen können und warum es gut ist, dass wir uns unserer Träume erinnern, erklärt Prof. Dr. Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit zu Mannheim. Er zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Traumwissenschaftlern.

Warum träumen Menschen überhaupt?

Sehr geehrter Prof. Dr. Schredl, Sie untersuchen Träume auf wissenschaftlicher Basis. Wenn jemand Sie fragt, warum er von einem bestimmten Vorkommnis oder einer bestimmten Person träumt – können Sie ihm die Erklärung dafür geben?

Hier müssen wir zunächst die Traumwissenschaft von der Traumdeutung unterscheiden. Traumdeuter interpretieren: was haben die Inhalte des Traums mit den Erlebnissen aus der Wachwelt auf sich? Die Traumforschung untersucht: welche Wacherlebnisse kommen im Traum vor? Forschung stützt sich auf größere Gruppen von Versuchspersonen und versucht allgemeine Zusammenhänge herzustellen. Die Traumdeutung geht auf den Hilfesuchenden und sein persönliches Leben genauer ein und arbeitet mit den Trauminhalten, weswegen Traumdeutung heute eher als Traumarbeit bezeichnet wird.

Haben Sie ein Beispiel, um den Unterschied einmal aufzuzeigen?

Fast jeder kennt das Motiv, im Traum verfolgt zu werden. Das Grundmuster dieser Träume ist Angsthaben und Weglaufen. Die klassische Traumdeutung würde sich beispielsweise genauer mit dem Verfolger (Monster, Tier, Menschen etc.) beschäftigen, warum z.B. ein blaues Monster vorkommt. Die modernere Traumforschung hingegen sieht im Vermeidungsverhalten, dem Grundmuster dieses Traums, einen Bezug zum Wachleben. Häufig neigt der Traum zwar zur Übertreibung, das heißt, die Wachangst ist viel kleiner als im Traum, jedoch gibt es offenbar irgendwo im Wachleben, ob im Sozialen oder im Berufsleben, etwas, das der oder die Träumende vermeidet.

Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat, suchen Forscher bis heute noch nach den genauen Gründen, warum Menschen schlafen müssen. Wenn schon der Zweck des Schlafens noch nicht ergründet ist – wie sieht es dann erst mit dem Träumen aus?

Eine der Hauptfunktionen des Schlafes ist die Gedächtniskonsolidierung. Unser Gehirn speichert Dinge, die wir im Wachzustand erleben, verbessert ab. Diese Prozesse spiegeln sich – zumindest zum Teil – in den Träumen wider. Bezogen auf das Beispiel von eben, kann ein Traum dadurch helfen, Probleme zu lösen. Dabei verknüpft das Gehirn bekannte und unbekannte Erkenntnisse, sodass die Lösungen teils chaotisch, teils aber auch sehr kreativ aussehen können und damit Ideen für das Wachleben liefern können. 

Warum können wir uns kaum an Träume erinnern?

Es gibt nur wenige Institute zur Traum- oder Bewusstseinsforschung, nicht viele Wissenschaftler beschäftigen sich so explizit mit Träumen. Welche beruflichen Hintergründe vereinen sich unter den Traumforschern?

Das hängt davon ab, was genau man erforschen möchte. Die meisten Kollegen kommen, wie auch ich, aus dem Bereich der Psychologie. Klinische Psychologen widmen sich speziell der Albtraumuntersuchung, während Bewusstseinsforscher luziden Träumen auf den Grund gehen. Genauso gibt es aber auch Wissenschaftler, die aus dem medizinischen Bereich kommen und mehr über die Zusammenhänge von Traum und Gehirnaktivität herausfinden wollen. Und nicht zuletzt Leute aus der Kommunikation, die untersuchen wann, wie, wo und aus welchen Gründen über Träume im Alltag gesprochen wird.

Im Prinzip setzen Träume Versatzstücke aus dem Alltag neu zusammen, und so manch nächtliches Erlebnis hätte man gern als Buch oder Film verewigt. Wieso können wir uns jedoch so selten nach dem Aufwachen an einen Traum erinnern?

Darüber, ob unser Speicher tatsächlich so lückenhaft ist, streiten sich die Wissenschaftler. Das menschliche Gedächtnis arbeitet anders als eine Computerfestplatte. Auf einem PC befinden sich entweder Daten oder nicht, und wenn Sie sie dort suchen, können Sie sie abrufen oder eben nicht. Unser Gedächtnis verfügt über einen Berg Informationen, den es zwar abspeichert, aber nicht immer sofort abrufen kann. Manche Dinge, auf die das Wachgedächtnis nicht so gut zugreifen kann, kommen im Traumgedächtnis plötzlich zurück. Das Gehirn arbeitet dann anders.

Woran liegt das?

Da das Gehirn im Schlaf andere Aufgaben hat, z.B. die am Tag aufgenommene Information verbessert abzuspeichern, muss es beim Aufwachen auf den Wachmodus (Informationen aufnehmen, verarbeiten, bewerten, reagieren usw.) umschlagen. Klar ist aber auch, dass Informationen beim Wechsel des Arbeitsmodus verlorengehen gehen können. Die Schwierigkeit, Erinnerungen vom Schlaf- in den Wachzustand zu transportieren, ist vergleichbar wie z. B. nach einem Vollrausch alles Erlebte auf den Plan zu rufen.

Von Scheidung und Verlassenwerden geträumt – was bedeutet das?

Unser Schlafgehirn experimentiert also mit vielen Ideen herum. Wieso träumen Ehepartner jedoch, die noch nie einen Gedanken daran gehegt haben, plötzlich von ihrer Scheidung?

Träume können alles aufgreifen, was uns beschäftigt. Auch wenn zur Zeit alles ideal läuft, können dem Gehirn kleinste Meinungsverschiedenheiten ausreichen, Was-wäre-wenn-Szenarien im Traum aufzubauen: Was, wenn die tolle Beziehung in 20 Jahren nicht mehr so toll ist? Dabei können auch Wachängste miteinbezogen werden. Diese Träume sollten nicht zu wörtlich genommen werden, sondern in dem Sinne: Handle nicht vorschnell – besser ist, sich mit dem Partner konstruktiv auseinanderzusetzen. Das Traum-Ich fühlt sich meist ängstlicher als das Wach-Ich, das heißt, im Traum werden Ängste häufig übertrieben dargestellt.

Und was ist, wenn man im Traum einen anderen küsst? Ist das ein verborgener Wunsch?

Das ist ein klassisches Traumthema, das man meist nicht mit dem Partner bespricht. Wobei man das hinterfragen kann: Vielen Menschen, die sich in einer Beziehung befinden, ist ein Fremder schon einmal als attraktiv aufgefallen. Wenn dieses Thema in der Beziehung tabuisiert wird, spielt uns der Traum dann schon mal überspitzt einen Streich. Bestimmte Emotionen werden dann sehr bildhaft dargestellt, auch wenn man sie im Wachleben vielleicht zur Seite schiebt.

Sie befassen sich derzeit auch mit einer Studie zu Partnern und Ex-Partnern im Traum.

Das ist richtig. Wir werten aktuell eine Traumsammlung von 425 Studierenden aus, eine Stichprobe von insgesamt über 1600 Träumen. Dabei kamen Interaktionen mit Ex-Partnern seltener vor als jene mit den aktuellen Partnern. Das Verblüffende nur: die Interaktionen mit den ehemaligen Partnern wurden sowohl positiver als auch negativer dargestellt!

Woran könnte das liegen?

Nach einem kurzen Moment leuchten die Gründe dafür ein. In der aktuellen Beziehung gibt es viele Dinge, die man gemeinsam unternimmt, Autofahren, Reisen usw., das kommt auch in den Träumen vor. Das bedeutet, auf die Gesamtzeit mit dem Partner oder der Partnerin gerechnet, sind die negativen Dinge wie Streitereien oder auch die Highlights ein kleiner Teil. Mit dem ehemaligen Partner ist man nicht mehr täglich zusammen, hier erinnert man sich jedoch viel mehr an die Extrema der Beziehung, sowohl den Stress (sonst wäre man ja noch zusammen) als auch die schönen Dinge (sonst wäre man nicht zusammengekommen). Das, was die Zeit eben überdauert hat, spiegelt sich im Traum.

Wie kann ich Albträume loswerden?

Nehmen wir an, jemand will seine Albträume loswerden oder therapieren. Könnte er das zusammen mit Ihnen erreichen?

Beide Wünsche meinen in der Tat nicht das gleiche. Los werden Sie Albträume schließlich nicht durch Vermeiden wie „Das war nur in Traum, damit muss ich mich nicht beschäftigen. Am besten schnell vergessen.“ Hinter einem Albtraum steckt immer eine Angst, meist eine „kleine“ Angst aus dem Wachleben. Und die beste Bekämpfung von Angst ist die Konfrontation. Das ist bei Alpträumen einfach, man stellt sich im Wachzustand eine Lösung für die Alptraumsituation vor. Das kann auch Ideen für die Probleme in der Wachwelt liefern.

Also sollte man Träume weiterhin auch nicht abschaffen.

Träumen sind subjektives Erleben während des Schlafes. Sie sind ein Zeichen für eine gesunde Gehirnfunktion. Eine plausible Begründung, warum das subjektive Erleben, das im Wachzustand immer vorhanden ist, während des Schlafes abgeschaltet sein soll, gibt es nicht. Die Frage ist eher, wie wir dieses Potenzial am besten nutzen können.

Lieber Michael Schredl, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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