Scheidung und evangelische Kirche

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Mittwoch, 26.06.2013 , geschrieben von iurFRIEND-Redaktion

Das Eheversprechen bei der Trauung „bis der Tod euch scheidet“ hilft nicht darüber hinweg, dass viele Ehen scheitern. Da es für beide Ehepartner keine Lösung darstellt, auf ewig miteinander verbunden zu bleiben, erkennt die evangelische Kirche an, dass eine Ehe geschieden werden kann, wenn es aussichtslos scheint, daran festhalten zu müssen. Das Wort Jesu "Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht scheiden" (Matthäus-Evangelium, Kapitel 19, Vers 6) wird in der evangelischen Kirche recht pragmatisch betrachtet.

Was sagt die evangelische Kirche zur Scheidung?

Die evangelische Kirche betrachtet die Ehe und damit auch die Scheidung der Ehe als eine weltliche Angelegenheit. In der evangelischen Kirche ist die Ehe kein Sakrament:

  • Haben Sie nach der standesamtlichen Trauung auch kirchlich geheiratet, gelten Sie nach der Scheidung durch ein Familiengericht auch aus kirchlicher Sicht als geschieden.
  • Ihre Ehe wird also weltlich und religiös zugleich aufgelöst.
  • Dann können Sie erneut, durchaus auch mehrfach nacheinander, heiraten und sich evangelisch trauen lassen.

Die evangelische Kirche hat ihren Standpunkt zu Ehe und Scheidung in einer Denkschrift im Jahr 2013 konkretisiert. Darin finden sich auch liberale Ansichten über alternative Lebensentwürfe, aber auch zum Thema Scheidung.

Verständnis der Ehe: Offenes Bild von Familie

Ausgangspunkt ist, dass die evangelische Kirche in Deutschland die Rechtsform der Ehe als besondere Stütze und Hilfe würdigt. Die Ehe schaffe und sichere dauerhaft und folgenhaft die durch ihren Öffentlichkeitscharakter dokumentierte wechselnde Verantwortlichkeit und Verlässlichkeit der Ehepartner füreinander, aber auch den Schutz des schwächeren Partners in der Partnerschaft. Dieser Standpunkt äußert sich auch in § 1353 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), wonach die Ehepartner einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet sind und füreinander Verantwortung tragen.

 

So erinnere das Scheidungsverbot Jesu (Matthäus-Evangelium, Kapitel 19, Vers 6) Paare und Eltern an ihre Verantwortung und macht deutlich, dass Verlässlichkeit für jede Gemeinschaft konstitutiv ist, weil diese Gemeinschaft die Schwächeren schützt und damit erst den Spielraum für Freiheit und Entwicklung eröffnet. Zugleich erkennt die evangelische Kirche an, dass Familien auch

  • als Patchwork-Familie in Erscheinung treten
  • oder als kinderloses Paar, das die hochaltrige pflegebedürftige Mutter betreut
  • oder das gleichgeschlechtliche Paar mit Kindern aus einer ersten Beziehung.

Dieser gesellschaftliche Trend werde anerkannt, weil die Menschen, die zur Familie zählen, nicht nur Menschen sind, die gemeinsam unter einer Adresse leben, sondern alle Paare, die durch liebevolle Zuwendung, vielfältigen Austausch, Unterstützung und Hilfeleistung ein familiäres Zusammengehörigkeitsgefühl begründen.

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Wie können wir die Trennung & Scheidung für unsere Kinder gestalten?

Die Scheidung ist insbesondere für die Kinder belastend. Wie können Sie als Eltern Ihre Kinder entlasten?

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Trennung und Scheidung mit Kind

Auf diese Aspekte sollten Sie bei einer Trennung und Scheidung mit Kind achten.

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Verständnis der Scheidung: Trotz hohem Stellenwert der Ehe möglich

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Trotz des klaren Bekenntnisses zur Ehe wird die Ehe nicht als ein absoluter Wert definiert. Vielmehr wird auch die Scheidung anerkannt, wenn die Ehe scheitert. Die Scheidung sei ein Notbehelf und stelle einen letzten Ausweg dar, wenn die Gemeinsamkeiten zwischen zwei Menschen irreparabel zerstört sind. Auch nach christlichem Verständnis sei eine Scheidung zu akzeptieren, weil einem Menschen nicht sein Versagen und Verschulden vorgeworfen werden könne und jeder und jede eine Chance zu einem neuen Anfang haben soll.

 

Der Entschluss zur Scheidung könne einen notwendigen Schritt zur Selbstachtung darstellen. Dazu gehöre auch die Akzeptanz, dass Ehe gescheitert sei. Es mache keinen Sinn, einen sinnentleerten Zwang aufrechtzuerhalten und hinter der Fassade einer scheinbar bestehenden Ehe leben zu müssen. So könnten Menschen aus dem Teufelskreis ausbrechen, bei dem sie den Partner als Gegner sehen und Böses und Zerstörerisches nur mit Gleichem vergelten. Idealerweise bleiben die Ehepartner dann auch im Fall der Scheidung gesprächsfähig (Quelle: EKD: Gottes Gabe und persönlicher Verantwortung).

 

Eine Trennung oder Scheidung von Eltern führe zwar akut zu einer deutlichen Belastung bei Kindern, langfristig ließen sich aber bei der überwiegenden Mehrheit keine negativen Folgen feststellen, im Gegensatz zu Familien, in denen Konflikte über Jahre hinweg ausgetragen werden. Insoweit spricht sich die evangelische Kirche zwar nicht direkt für die Scheidung aus, erkennt die Scheidung aber als unumgängliche Konsequenz an, wenn die Ehe sich in einem Zustand befindet, der die Kinder mehr belastet, als es eine Scheidung tun würde.

Welche Konsequenzen hat die Scheidung evangelischer Ehepartner?

Werden Sie geschieden, ändert sich für Protestanten in der Kirche nichts:

  • Sie dürfen weiter am Abendmahl teilnehmen, auch dann, wenn sie ein weiteres Mal heiraten.
  • Und wie oft darf man evangelisch kirchlich heiraten? Eine bestimmte Anzahl gibt es nicht. Möchten Sie nach Ihrer Scheidung nochmals heiraten, ist im Regelfall auch die kirchliche Trauung problemlos möglich, wenn der Pfarrer zustimmt.
  • Sind Sie evangelisch und waren mit einem katholischen Ehepartner verheiratet, müssen Sie nach Ihrer Scheidung jedoch damit rechnen, dass Sie einen katholischen Ehepartner nur erneut ehelichen können, wenn Ihre erste Ehe auch nach katholischem Kirchenrecht aufgelöst wurde.

Gibt es ein kirchliches Ritual anlässlich einer Scheidung?

Die evangelische Kirche betrachtet die Begleitung von Menschen in Krisensituationen als eine Kernaufgabe. Es gibt kein offizielles Scheidungsritual. Es gibt aber Kirchengemeinden, die Gottesdienste mit liturgischen Texten für Getrenntlebende und Geschiedene anbieten. Welche Formen und Rituale es in Ihrer Gemeinde gibt, klären Sie am besten mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin in Ihrer Kirchengemeinde.

EXPERTENTIPP

Beratung für Paare in Krisensituationen

Die Öffentliche Kirche übernimmt mit ihrem Angebot der Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatungsstellen eine besondere Verantwortung. Sie bietet auch die Paarberatung an. So könne der Wert einer gemeinsamen Trennungsberatung darin liegen, dass die Ehepartner ihre Liebes- und Lebensgeschichte bilanzieren, gegenseitige Verletzungen besser verstehen und sich in der Lage sehen, Trauer und Wut auszudrücken. Paare erkennen dabei auch, dass die Krise einerseits eine Chance darstellen kann, sich neu zueinander zu bekennen, aber auch keinen Neubeginn in sich trägt, wenn die Zuneigung erloschen und die Lebensgemeinschaft gescheitert ist. Treffe diese Erkenntnis zu, sei es leichter, den Weg einer einvernehmlichen Scheidung im gegenseitigen Einvernehmen zu gehen.

Scheidung evangelischer Pfarrer

Die evangelische Kirche kennt kein Zölibat. Evangelische Pfarrer dürfen heiraten. Deshalb muss auch die Scheidung möglich sein, wenn die Ehe zerrüttet und gescheitert ist. Da eine Scheidung auch in der evangelischen Kirche früher als Makel betrachtet wurde, mussten Pfarrer bis in die 90er Jahre nach der Scheidung mit der Strafversetzung in eine andere Gemeinde oder sogar mit der Entlassung aus dem Kirchendienst rechnen. Mit der Abkehr vom Schuldprinzip darf eine Scheidung im Hinblick auch das kirchliche Dienstrecht nicht mehr als Amtspflichtverletzung betrachtet werden.

Scheidung in der evangelischen vs. katholischen Kirche

Über die Jahrhunderte galt das katholische Kirchenverständnis. Die katholische Kirche betrachtet die Ehe nach wie vor als Sakrament. Die dadurch entstehende heilige Verbindung der Ehepartner soll auch durch die Scheidung nicht aufgelöst werden können. In der Konsequenz bleibt die erneute kirchliche Trauung eines geschiedenen und katholisch verheirateten Partners ausgeschlossen. Eine Ausnahme erkennt die Kirche nur an, wenn die erste Ehe kirchenrechtlich annulliert wurde.

 

Martin Luther erkannte den Sakramentscharakter der Ehe nicht mehr an. Für Luther war die Ehe ein „weltlich Ding“. Auch wenn Luther die Ehe als göttliche Institution eines heiligen Standes respektierte, führte seine Kritik dazu, das Eherecht aus der Regelungskompetenz der Kirche herauszulösen und in die Regelungskompetenz des Staates zu überführen. Aber auch Luther schaffte es nicht, ein weltliches Modell des Ehe- und Scheidungsrechts zu entwickeln. Auch sein Verständnis beruhte auf der Bibel. Immerhin erkannte Luther an, dass eine Scheidung möglich sein müsse, um einem unschuldigen Ehegatten aus seiner Not herauszu helfen. Es könne gewichtige Gründe geben, eine Scheidung zu rechtfertigen. Eine Scheidung aus Willkür ohne nachvollziehbare Gründe lehnte er ab.

Alles in allem

Das Kirchenrecht ist im Hinblick auf die Scheidung ziemlich diffus. Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass eine Ehe eigentlich unauflösbar sein sollte. Zugleich müssen die Kirchen anerkennen, dass es Gründe gibt, eine gescheiterte Ehe aufzulösen. Für Geschiedene und solche, die es werden wollen, gilt es, sich in diesem diffusen Hin und Her zu bewegen und zurechtzufinden. Im Zweifelsfall empfiehlt sich immer das Gespräch mit einem Kirchenvertreter vor Ort.

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